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Albany - Reise gen Westen

529.Tag

 

Am 05. April war es soweit. Wir setzten nach unserem letzten Arbeitstag mit der Fähre von Devonport auf Tasmanien nach Melbourne in Victoria über. Zehn Stunden Fahrt bei rauher See überstanden wir gut im Gegensatz zu einigen anderen Mitreisenden, die für unangenehm säuerlichen Geruch zwischen den Sitzen sorgten.

 

In Melbourne konnte uns nichts bremsen und mit der frischen Meeresbrise im Rücken machten wir uns sofort auf den Weg in Richtung Perth.

 

Nur wenige Kilometer weiter wartete ein wirkliches Naturschauspiel auf uns – die Great Ocean Road. Eine der schönsten Küstenstrassen der Welt, so sagt man. Sie krümmt und windet sich über 300 Kilometer dramatisch und windgepeitscht an der südwestlichen Küste Victorias entlang. Daher auch ihr Spitzname unter den Einheimischen – Great Bitumen Sea Snake. Auf halber Strecke verlässt sie die Küste in Richtung Otway National Park. Dort verbrachten wir die Nacht und entdeckten insgesamt sieben freilebende Koalas in den hier massenhaft vorkommenden Eukalyptusbäumen. Am nächsten Tag brachte uns der zweite Abschnitt der Great Ocean Road zu den Zwölf Aposteln – natürliche Felsskulpturen, die vom konstanten Stampfen der Wellen aus den weichen Kalksteinklippen geformt wurden und sich bis zu 50m über das Meer erheben.

Weiter ging die Reise über Cape Bridgewater, wo wir von den 120 m hohen Felsklippen wunderbar die sich im Wasser tummelnde Pelzrobbenkolonie beobachten konnten.

Nächstes Ziel war der Flinders Ranges National Park, der von uns am darauffolgenden Tag erkundet wurde. Unser erster wirklicher Ausflug ins australische Outback immer in Begleitung von unglaublich vielen und lästigen Fliegen. Auf einer holprigen Rundtour über unbefestigte Schotterpisten, entlang roter Hügel, vorbei an zerklüfteten Jahrmillionen alten Quarzbergkämmen und unter tiefblauem Himmel verbrachten wir den Tag. Eine unserer Wanderungen führte zu einem Felsvorsprung, an dem wir sehr gut erhaltene Höhlenmalereien der Aborigines sehen konnten. Diese sollen zwischen 6000 und 10000 Jahre alt sein. Überrascht hat uns auch wieder die reiche Tierwelt – u.a. Emus, Wellensittiche, Keilschwanzadler, Rosellas, Kängurus, Echsen, Schlangen, Dingos.

Auf dem Weg zur Nullabor Plain kreuzten wir Port Augusta, an einer schönen Bucht gelegen. Dort erspähten wir unerwarteterweise eine Schule von Delfinen.

Nullabor Plain – eine baumlose Ebene, die man erst seit 1976 auf einer befestigten Strasse durchqueren kann. Dies ist der “kürzeste Weg” nach Western Australia - ganze zwei Tage und über 1000 Kilometer lang durchs Niemandsland. Davon sind 146,6 Kilometer ein schnurgerader Strassenabschnitt, wirklich nicht eine Kurve, immer einfach geradeaus. Parallel dazu verläuft die Transaustralian Railway, die auf einem Teilstück mit 478 Kilometern die längste schnurgerade Eisenbahnstrecke der Welt bildet.

Nur selten hat man Zugang zum südlich gelegenen Ozean – Great Australian Bight. Doch wenn, dann wird man mit spektakulären Aussichten auf die über 800km lange Steilküste belohnt. Während der Walsaison von Mai bis Oktober kann man hier aus der Antarktis kommende Wale beobachten, welche in diesem geschützten Gewässer kalben. Teilweise sieht man wohl mehr als 70 Wale täglich von den Klippen, so wurde uns berichtet. Leider ist man nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Vielleicht beim nächsten Mal ;-) 

Nun haben wir die endlosen Weiten hinter uns gelassen und die Reise geht weiter…

 Übrigens ist die Zeitdifferenz zwischen Deutschland und Australien auf nur noch sechs Stunden geschrumpft. Fühlt sich irgendwie gut an, jeden Tag Zeit geschenkt zu bekommen. Reisen in den Westen ist am Besten !?!?!

Naja, ihr wisst schon wie wir Ossis das meinen.